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WÄRME MIT WEITBLICK

WÄRME MIT WEITBLICK


KOMMUNALE WÄRMEPLANUNG EINFACH ERKLÄRT
Die kommunale Wärmeplanung ist ein Verfahren, mit dem Städte und Gemeinden die bestmögliche Energieerzeugung und -versorgung für Heizung und Warmwasser auf ihren Gemarkungen ermitteln. Ziel ist es, klimagerechte, effiziente und kostengünstige Lösungen zu finden. Das Ergebnis der kommunalen Wärmeplanung ist eine Wärmewendestrategie, ein Energieleitplan für die gesamte Stadt. Wichtig zu wissen: Er enthält keine Vorgaben, sondern dient als Grundlage, auf der die Stadt und die Energieversorger die künftige Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien entscheiden, planen und umsetzen.


Die kommunale Wärmeplanung für Ludwigshafen befindet sich auf der Zielgeraden und soll im September 2025 dem Stadtrat zur Verabschiedung vorgelegt werden. In den vergangenen Monaten wurden eine Bestandsanalyse, eine Potenzialbewertung und ein Zielbild für eine klimaneutrale Wärmeversorgung erarbeitet. Im Interview erläutern die TWL-Vorstände Dieter Feid und Thomas Mösl sowie Alexander Thewalt, Bau- und Umweltdezernent der Stadt Ludwigshafen, was die Ergebnisse aussagen, und welche Schritte folgen.

WAS BEDEUTET DIE KOMMUNALE WÄRMEPLANUNG FÜR TWL UNDFÜR DIE MENSCHEN IN LUDWIGSHAFEN?
Dieter Feid und Thomas Mösl: Für TWL ist die kommunale Wärmeplanung ein zentrales Instrument der Daseinsvorsorge. Als Stadtwerk tragen wir die Verantwortung, die Menschen zuverlässig und bezahlbar mit Energie zu beliefern. Deshalb begleiten wir den Prozess der kommunalen Wärmeplanung von Anfang an. Als starker Partner möchten wir den Bürgern in Ludwigshafen mit Investitionen in grüne Erzeugungsanlagen, dem Ausbau moderner Wärmenetze, effizienten Wärme pumpen und passenden Angeboten für Übergangsphasen verlässliche Lösungen bieten. Die Wärmewende ist dabei als langfristiger Prozess bis 2045 zu sehen, der alle fünf Jahre bewertet und weiterentwickelt wird.


IN KÜRZE

203.000 Tonnen CO₂
verursacht allein das Heizen mit Erdgas pro Jahr in Ludwigshafen.
Das ist der größte Emissionsposten der Stadt.

70 Prozent
aller Wohngebäude in Ludwigshafen wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 gebaut und seither kaum saniert – ein großes Potenzial für Effizienzgewinne.

40–46 Prozent
des Wärmebedarfs könnten bis 2045 über Fernwärme gedeckt werden, vorausgesetzt, der Ausbau geht wie geplant voran.


WELCHE ENERGIEQUELLEN DECKEN AKTUELL DEN WÄRMEBEDARF?
Dieter Feid und Thomas Mösl: Derzeit wird Ludwigshafen noch zu etwa
70 Prozent mit Wärme aus fossilen Energieträgern versorgt, insbesondere aus Erdgas. Rund 26 Prozent der Haushalte nutzen bereits heute klimafreundliche Fernwärme. In den kommenden Jahren soll dieser Anteil weiter steigen, um die Wärmeversorgung Schritt für Schritt umweltfreundlicher zu gestalten.

WIE ENTSCHEIDEND IST DIE WÄRMEWENDE FÜR DEN RÜCKGANG VON TREIBHAUSGASEN?
Alexander Thewalt: Der Einfluss der Wärmeversorgung auf das Klima ist erheblich. Rund zwei Drittel des Endenergieverbrauchs in deutschen Wohngebäuden entfielen 2024 auf die Raum-wärme. Der Großteil davon wurde durch Erdgas gedeckt. In Ludwigshafen entstehen hierdurch rund 203.000 Tonnen CO₂ pro Jahr. Wenn wir als Stadt unsere Klimaziele erreichen wollen, müssen
wir die Wärmeversorgung konsequent umbauen. Hinzu kommt: Viele Gebäude in Ludwigshafen wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung im Jahr 1977 errichtet und sind kaum saniert – auch hier liegt ein großes Einsparpotenzial. Dazu gehören auch städtische Gebäude.

„Die kommunale Wärmeplanung ist keine Vorschrift. Sie bietet Orientierung für die Wärmewende.” Alexander Thewalt

DER WÄRMEPLAN TEILT LUDWIGS-HAFEN IN SOGENANNTE „WÄRMEVER-SORGUNGSGEBIETE“ EIN. WAS STECKT DAHINTER?
Alexander Thewalt: Ein Wärmeversorgungsgebiet beschreibt, welche Art der Wärmeversorgung für ein bestimmtes Gebiet am sinnvollsten ist, zum Beispiel ein Anschluss an ein Wärmenetz oder eine dezentrale Lösung wie die Wärmepumpe. Diese Zuordnung ist keine Vorschrift, sondern eine Orientierungshilfe für Gebäudeeigentümer. Wer ein Gebäude besitzt, das in einem dezentralen Gebiet liegt, kann beispielsweise davon ausgehen, dass dort kein Fernwärmeanschluss geplant ist, und sollte die eigene Wärmelösung entsprechend ausrichten.

STICHWORT FERNWÄRME: SIE SPIELT EINE WICHTIGE ROLLE FÜR DIE WÄRMEWENDE. WIE IST DER STAND BEIM AUSBAU?
Dieter Feid und Thomas Mösl: Unsere Fernwärme versorgt seit Jahren zuverlässig viele Haushalte in Ludwigshafen – ganz ohne Aufwand für die Kunden, etwa bei Brennstoffwechsel oder Wartung. Als TWL legen wir großen Wert auf transparente, wettbewerbsfähige Preise, die im bundesweiten Vergleich sogar unter dem Durchschnitt liegen. Unser Ziel ist es, Fernwärme auch künftig als wirtschaftliche Alternative zu etablieren, insbesondere zu fossilen Brennstoffen, die immer teurer werden. Ein Anschluss- und Benutzungszwang besteht nicht: Jeder, der anschlussfähig ist, kann frei entscheiden, welches Heizsystem passt. Doch je mehr Haushalte Fernwärme nutzen, desto günstiger wird sie für alle. Deshalb investieren wir konsequent in den Ausbau unserer Wärmenetze. Bislang haben wir mehr als 90 Kilometer Fernwärmeleitungen in Ludwigshafen verlegt, mindestens 40 weitere Kilometer sollen in den nächsten Jahren dazukommen.


UND WAS IST MIT HAUSBESITZERN, DIE KEINEN FERNWÄRMEANSCHLUSS BEKOMMEN, ABER IHRE HEIZUNG UMSTELLEN MÖCHTEN?

Dieter Feid und Thomas Mösl: Für sie werden wir passende Alternativangebote wie Wärmepumpen bereithalten, TWL lässt niemanden im Kalten sitzen. Wir bieten betroffenen Hausbesitzern eine individuelle Beratung zu dezentralen Wärmelösungen an. Steht eine Erneuerung oder ein Ersatz der Heizanlage an, kann das TWL-Energiedienstleistungs-Team unverbindlich passende Vorschläge machen. Die Kontaktaufnahme ist per E-Mail an Energieberatung@twl.de, telefonisch unter 0621-505 3446 oder über die Online-Terminvereinbarung unter www.twl.de/energieberatung möglich.

IST DIE KOMMUNALE WÄRMEPLANUNG FÜR DIE BÜRGER VERBINDLICH? DÜRFEN SIE IHR HEIZSYSTEM FREI WÄHLEN?
Alexander Thewalt: Die kommunale Wärmeplanung ist keine verbindliche Vorschrift. Sie schafft keine neuen Pflichten oder kommunalen Satzungen. Allerdings bildet sie einen Rahmen und gibt Orientierung für die Wärmewende in Ludwigshafen, etwa welche Heizenergieträger und Versorgungssysteme künftig sinnvoll sind. Verbindlich sind die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Dieses sollte bei allen Entscheidungen zur Wärmeversorgung berücksichtigt werden.

„TWL lässt niemanden im Kalten sitzen. Wir bieten Hausbesitzern ohne Fernwärmeanschluss eine individuelle Beratung zu dezentralen Wärmelösungen an.”
Dieter Feid und Thomas Mösl

WELCHE KLIMAFREUNDLICHEN ENERGIE QUELLEN SIND FÜR UNSERE STADT LAUT ANALYSE AM VIELVERSPRECHENDSTEN?
Alexander Thewalt: Die Potenzialanalyse zeigt zunächst auf, welche technischen Möglichkeiten grundsätzlich vorhanden sind. Wirtschaftliche und tatsächlich umsetzbare Potenziale sind dabei noch nicht berücksichtigt, dafür wären detaillierte Machbarkeitsstudien nötig. Dank der Lage am Rhein, der ansässigen Industrie und der geografischen Bedingungen im Rheingraben stehen verschiedene Technologien zur Verfügung. Dazu zählen zum Beispiel Tiefengeothermie oder die Nutzung von Abwärme aus der Kläranlage der BASF. Zudem profitieren wir von einem bereits gut ausgebauten Fernwärmenetz von TWL, in das die Abwärme des Müllheizkraftwerks weiterhin eingespeist werden kann. Auch die energetische Sanierung von Gebäuden birgt großes Potenzial. Zusammengenommen eröffnen diese Ansätze konkrete Chancen, die Wärmeversorgung in Ludwigshafen klimaneutral und zukunftsfähig weiterzuentwickeln.

GIBT ES EINEN KONKRETEN PLAN FÜR DEN RÜCKZUG AUS DEM GASNETZ?
Dieter Feid und Thomas Mösl: Derzeit gibt es keinen festen Termin für den Rückzug aus der Gasversorgung. Ein kompletter Ausstieg ist vor 2045 nicht geplant. Allerdings kann es in einzelnen Bereichen zu vorzeitigen Abschaltungen kommen, wenn der wirtschaftliche Betrieb der Gasleitungen nicht mehr sinnvoll ist oder bereits Alternativen wie Fernwärme vorhanden sind. Bei Baumaßnahmen prüfen wir daher stets die Wirtschaftlichkeit einer Erneuerung oder der Umlegung von Gasleitungen und stimmen uns eng mit den betroffenen Kunden ab, um gemeinsam passende Lösungen zu finden. Die politische Entwicklung beobachten wir genau, da sie einen entscheidenden Einfluss auf unsere Planung hat.

// Weiterführende Informationen zur kommunalen Wärmeplanung gibt es unter www.ludwigshafen-diskutiert.de,
Wissenswertes und Antworten zur Wärmewende unter www.twl.de/waermewende-lu.de.


KANN ICH AN MEINEM STANDORT FERNWÄRME BEZIEHEN?
Das können Sie ganz einfach über den Fernwärme- Verfügbarkeits-Check von TWL unter www.twl.de/waermewende-lu.de herausfinden. Nach Eingabe Ihrer vollständigen Adresse wird das Ergebnis direkt angezeigt.