Einblicke

Trinkwasser – Das Wunder aus der Tiefe

Rainer Barchet sorgt mit seinem Team dafür, dass in Ludwigshafen immer genügend Trinkwasser zur Verfügung steht. (Foto: Alexander Grüber)

Trinkwasser – Das Wunder aus der Tiefe

Wie TWL für eine zuverlässige Trinkwasserversorgung in höchster Qualität sorgt

Was wäre der Sommer ohne Wasser? Ein Tag im Freibad, die Eiswürfel, die jedes Getränk zu einem coolen Cocktail machen, und nicht zuletzt das Trinkwasser als Durstlöscher – mit dem kühlen Nass macht die heiße Jahreszeit gleich doppelt so viel Spaß. TWL sorgt dafür, dass Trinkwasser in Ludwigshafen immer in bester Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung steht.

Inmitten der Ludwigshafener Parkinsel liegt das Wasserwerk I von TWL. Auf dem weitläufigen Gelände im idyllischen Grün treffen wir Rainer Barchet. Der Fachbereichsleiter Wasserwerke und sein 15-köpfiges Team sind dafür zuständig, dass das Trinkwasser zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Hahn sprudelt. Eine besondere Verantwortung, denn neben Fachkenntnis und Gewissenhaftigkeit ist hier Flexibilität gefragt.

„170.000 Menschen in Ludwigshafen verlassen sich auf uns.“

Rainer Barchet

„170.000 Menschen in Ludwigshafen verlassen sich darauf, dass wir einen ordentlichen Job machen“, sagt Rainer Barchet. Auf das Engagement seiner Mitarbeiter kann sich der Diplom-Ingenieur Verfahrenstechnik verlassen: „Wir sind alle Überzeugungstäter“, lacht er. Seit 1998 ist er bei TWL – und hat mit diesem Posten seinen Traumjob gefunden.

Neben dem Wasserwerk auf der Parkinsel betreibt TWL noch das Wasserwerk II, nicht weniger reizvoll im Maudacher Bruch gelegen. Beide Gewinnungsanlagen sind in Landschaftsschutzgebieten angesiedelt, in der Nähe der Wasserwerke gibt es deswegen keine industriell genutzten Flächen. Der Raum Ludwigshafen benötigt zwölf Millionen Kubikmeter Leitungswasser pro Jahr. Was für eine unglaubliche Menge das ist, zeigt dieser Vergleich: Eine Milliarde Wasserkästen könnten mit den zwölf Millionen Kubikmetern befüllt werden. Aufeinandergestapelt, würden sie einen Turm von der Erde bis zum Mond bilden.

Ludwigshafen und sein Trinkwasser

Für die Wasserressourcen sorgt in unserer Region Mutter Natur: Das Ludwigshafener Leitungswasser kommt aus dem Oberrheingraben. Hier lagern etwa 45 Milliarden Kubikmeter Grundwasser. Das 300 Kilometer lange und 40 Kilometer breite, unterirdische Bassin verläuft zwischen Basel und Frankfurt und gehört zu den größten natürlichen Wasserspeichern Mitteleuropas. Niederschläge füllen die Wasservorräte auf und halten die Menge konstant.

Das Wasserwerk auf der Parkinsel fördert dieses Grundwasser mit acht Gewinnungsbrunnen in Tiefen zwischen 160 und 420 Metern unter der Oberfläche. Im Wasserwerk im Maudacher Bruch sind es 16 Brunnen mit einem Förderbereich zwischen 40 und 200 Metern.

Vom Brunnen in den Hahn

Wenn das Wasser von TWL aus dem Brunnen gefördert wird, ist es längst noch nicht bereit für das Versorgungsnetz. Im Grundwasser fehlt Sauerstoff, und der Eisen- und der Mangangehalt sind zu hoch. Deswegen wird das Rohwasser im Wasserwerk mit einem Luft-Sauerstoff-Gemisch durchgepustet, riesige Quarzkies-Filter halten Eisen und Mangan zurück.

„Wir sind alle Überzeugungstäter.“

Rainer Barchet

Das so aufbereitete Wasser kann dann ins 513 Kilometer umfassende Leitungsnetz fließen, das von TWL Netze betrieben wird. Die TWL-Tochtergesellschaft ist für Unterhalt, Erneuerung und Erweiterung der Rohrleitungen zuständig.

Der Bedarf an Leitungswasser hängt von der Tageszeit ab. In der Regel ist es so, dass tagsüber in vielen Haushalten Waschmaschinen, Spülmaschinen, Duschen und Toilettenspülungen auf Hochbetrieb laufen. Nachts sinkt die Nutzung deutlich. Netzpumpen mit automatischer Drehzahlregelung und mit automatischem Pumpenwechsel können sich dem aktuellen Verbrauch anpassen. TWL überprüft kontinuierlich die Netzdrücke an zwei Referenzmessstellen und kann so feststellen, ob der Wasserbedarf steigt oder fällt.

Über die Mengen, die tatsächlich durch die Leitungen fließen, behält TWL Metering den Überblick. Der Messdienstleister verantwortet unter anderem das zuverlässige Ablesen der Messgeräte für die Jahresverbrauchsabrechnung sowohl von Unternehmen als auch Privathaushalten. Die Experten von TWL Metering sind dafür täglich im Ludwigshafener Stadtgebiet unterwegs. Genauigkeit ist hier ein Muss: Über eine App werden die Zählerstände erfasst und elektronisch an das Abrechnungssystem übermittelt.

In Rheinland-Pfalz liegt der tägliche Wasserverbrauch laut Statistischem Landesamt bei 126 Litern pro Kopf. In Ludwigshafen sind es 135 Liter pro Kopf und Tag, also neun Liter mehr als der Durchschnittswert. Das wirft die Frage auf, ob die Ludwigshafener Bürger zu verschwenderisch mit dem Wasser umgehen. Von Rainer Barchet kommt als Antwort ein klares „Nein“. Ludwigshafen ist eine Pendlerstadt: Viele Menschen kommen tagsüber hierher, um zu arbeiten oder zur Schule zu gehen – und sie verbrauchen Leitungswasser. Das heißt, die Stadt benötigt mehr Wasser, während die Nutzung in den eigentlichen Wohnorten der Pendler verhältnismäßig niedrig bleibt.

TWL sichert hohe Qualität des Trinkwassers

Die Wasserversorgung der Bürger ist, anders als bei Strom oder Wärme, nie in der Hand privater Unternehmen, sondern untersteht immer den Kommunen. Und es müssen viele Gesetze eingehalten werden. Rainer Barchet behält den Überblick über alle – von der EU-Trinkwasserrichtlinie bis zum Infektionsschutzgesetz. Keimfreies Leitungswasser ist einer der Grundpfeiler für eine moderne Zivilisation. Es sorgt für Sauberkeit, Hygiene und Gesundheit. TWL stellt die hohe Qualität des Trinkwassers durch regelmäßige Tests sicher. Am wichtigsten sind dabei die mikrobiellen Untersuchungen. Wöchentlich entnimmt und analysiert ein unabhängiges Labor Proben – nicht nur in den Ludwigshafener Wasserwerken, sondern auch an 16 weiteren Entnahmestellen im Stadtgebiet. Um chemischen Verunreinigungen auf die Spur zu kommen, werden ebenso umfangreiche Untersuchungen vorgenommen. Neben den üblichen Wasserinhaltsstoffen wird das Trinkwasser auf das Vorkommen von Fungiziden und Herbiziden geprüft.

Auch für Notfälle ist TWL bestens gewappnet. Falls der Strom einmal länger ausfallen sollte, sind beide Wasserwerke des Energieversorgers mit Notstromaggregaten ausgestattet. Diese können alle Anlagen, Pumpen und Brunnen für etwa drei Tage betreiben.

An die kommenden Generationen denken

In Zeiten des Klimawandels und der Ressourcenknappheit ist es eine der wichtigsten Aufgaben von TWL, die Sicherheit der Trinkwasserversorgung auch für die Zukunft zu garantieren. Selbst wenn die Grundwasservorräte des Oberrheingrabens schier unerschöpflich zu sein scheinen, haben Rainer Barchet und sein Team die Pegelstände über 400 Messstellen in der Region genau im Blick. Die Anlagen zur Grundwassergewinnung sind durch Ausbauten und Erneuerungen stets auf dem neuesten Stand. „Aktuell sanieren wir einen unserer Trinkwasserbehälter im Wasserwerk II“, erzählt Rainer Barchet. Er fasst sechs Millionen Liter und soll bis Mitte 2023 wieder betriebsbereit sein. Auch die Brunnen werden regelmäßig überprüft. Ein Brunnen hat eine Lebensdauer von etwa 50 Jahren.

„Die Weichen für die zuverlässige Trinkwasserversorgung von morgen haben wir bei TWL längst gestellt.“

Rainer Barchet

Wenn er nicht mehr genutzt werden kann, wird er zurückgebaut, und die abdichtenden geologischen Schichten zwischen den einzelnen Grundwasserleitern werden wiederhergestellt. Für die Planung neuer Brunnen ermittelt TWL anhand von Berechnungsmodellen die Grundwasserströmung, um optimale Erträge zu sichern.

Dafür hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Stadt Ludwigshafen, der BASF und dem Landesamt für Geologie ein hydrogeologisches Modell erarbeitet. Auf dessen Basis können Grundwasserströmungen und strömungsbedingte Stoffverlagerungen simuliert werden. Aktuell wird das Modell im Bereich der Gewinnungsgebiete von TWL verfeinert, um die Grundwasserströmungen sogar bis in eine Tiefe von etwa 300 Metern unter der Oberfläche abbilden zu können, 180 Meter tiefer als bisher. Dadurch wird es möglich, die Strömungen bis zu 50 Jahre im Voraus zu berechnen. Erweiterung und Erhalt sind auch bei TWL Netze an der Tagesordnung. Dazu gehören unter anderem die Rohrnetzspülungen. Sie sind notwendig, um Ablagerungen zu entfernen. Insgesamt investierte das Unternehmen im Jahr 2021 rund 2,8 Millionen Euro in das Ludwigshafener Wassernetz. So ist sichergestellt, dass die Qualität des geförderten Wassers weiterhin auf einem hohen Niveau bleibt. Rainer Barchet betont: „Wir sorgen für die sichere und zuverlässige Trinkwasserversorgung unserer Kunden – heute und in den kommenden Jahren. Die Weichen dafür haben wir bei TWL längst gestellt.“

In Kürze

45  Milliarden Kubikmeter Grundwasser lagern im Oberrheingraben.

12 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht die Stadt Ludwigshafen pro Jahr.

400 Messstellen dienen der Überwachung der Pegelstände des Grundwassers.

513 Kilometer umfasst das Leitungssystem von TWL Netze.